Ihr Pferd ist wegen einer schweren Kolik in unserer Klinik eingeliefert worden. Ihm ist nur durch eine Operation zu helfen, die aufgrund der Eröffnung der Bauchhöhle ein sehr schwerer Eingriff ist. Eine endgültige Prognose ist erst während der Operation möglich: Für den Fall, dass Ihrem Pferd durch die Operation nicht geholfen werden kann, wird es in Vollnarkose schmerzfrei eingeschläfert.
Trotz zunächst erfolgreicher Operation können auch noch nach dem Eingriff schwere, lebensbedrohliche Komplikationen auftreten und unter Umständen zum Tod führen:
- Ihr Pferd kann nach der Narkose nicht aufstehen (Myopathie, Myopathia)
- Es kommt zu Infektion der Bauchhöhle (Peritonitis)
- Der Darm erlangt nach der OP seine Funktionstüchtigkeit nicht wieder ( paralytischer Ileus)
- Ihr Pferd entwickelt nach der OP starken Durchfall (Colitis X)
Die Chancen für den Operationserfolg hängen stark vom Zustand des Pferdes und vom zeitlichen Verlauf ab. Je länger eine Darmverschlingung besteht, desto größer ist das Risiko, dass Darm resiziert (entfernt) werden muss. Damit erhöht sich leider auch das Risiko postoperativer Komplikationen.
Das Pferd wird sofort einer Notoperation unterzogen.
OP-Vorbereitung/Narkose
Das Pferd wird schonend mit einer Decke medikamentös abgelegt. Anschließend wird das Pferd mit dem Kran auf den OP-Tisch gelegt und intubiert, d.h. ein Tubus (Gummischlauch) wird in die Luftröhre eingebracht und es wird mit Sauerstoff und Isofluran beatmet
Die Operation
Die Operation findet unter maximalen hygienischen und sterilen Bedingungen statt. Das Operationsfeld wird gründlich geschoren, desinfiziert und mit sterilen Tüchern großflächig abgedeckt. Nach der Vorbereitung des Operationsfeldes, wird mit einem Skalpell die Haut durchtrennt. Der Schnitt erfolgt in der Mittellinie des Bauches und ist ca. 15 cm lang. Anschließend wird die Muskelschicht und das Bauchfell durchtrennt. Jetzt erst erfolgt die genaue Diagnose. Der Blinddarm, der gesamte Dünndarm (ca. 15 m) und der Dickdarm werden vorgelagert und je nach Befund behandelt. So werden z.B. stark aufgegaste Darmteile, insbesondere der Blinddarm, entgast. Während der gesamten Operation muß der Darm mit steriler, physiologischer Kochsalzlösung feucht gehalten werden. Wenn Darm durch die Verschlingung abgestorben ist, muss dieser Teil resiziert werden - wenn möglich. Vom Dünndarm kann man bis zu 7 m entfernen. Ist der Darm geordnet zurück in der Bauchhöhle wird die Bauchdecke in vier Schichten verschlossen. Die wichtigste Naht ist die der Muskelschicht, da diese die gesamte Last der Bauchhöhlenorgane tragen muß. Die Hautnaht wird auch mit resorbierbarem Nahtmaterial gemacht, so dass keine Fäden gezogen werden müssen. Im Normalfall dauert der Eingriff zwischen anderthalb bis zwei Stunden.
Auf dem Weg in eine speziell gepolsterte Aufwachbox wird das Pferd mit reinem Sauerstoff versorgt, ist innerhalb von 10 bis 20 Minuten wieder wach und steht auf. Nach etwa 30 Minuten sind die Standreflexe wieder vollständig da und Sie können zu Ihrem Pferd.
Nachsorge
Nach der Operation werden ständig die Kreislaufwerte und die Darmperistaltik kontrolliert, wird Blut für den Hämatokritwertund abgenommen und im Rahmen einer intensive Folgetherapie mit stündlich darmanregenden Substanzen und Infusionen zur Kreislaufunterstützung verabreicht. Auch jetzt können noch lebensbedrohliche Komplikationen wie Darmlähmung (paralytischer Ileus) oder Durchfall auftreten.
Postoperativ wird das Pferd insgesamt fünf Tage mit Antibiotika versorgt, um einer Infektion vorzubeugen. Im Normalfall kann das Pferd nach fünf Tagen entlassen werden - eine achttägige Boxenruhe ist aber dennoch nötig.
Während der ersten fünf Tage sollte täglich Fieber gemessen werden (Normaltemperatur bis 38,4 °C).
Das Pferd sollte in den ersten vier Wochen in einer Spänebox untergebracht werden. In dieser Zeit darf es täglich im Schritt geführt oder nach zwei Wochen auch Schritt geritten werden. Danach kann über vier Wochen in Schritt und Trab gearbeitet werden. Anschließend erfolgt der weitere Aufbau über wiederum vier Wochen.
Die Fütterung sollte der Leistung entsprechend reduziert werden: immer ausreichend Rauhfutter; während der Steh- und Schrittphase kein oder nur ganz wenig Kraftfutter sowie regelmäßig Mash.
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